Ermittlung von Stahlpreisen: die Einflussfaktoren

Den aktuellen Stahlpreis gibt es nicht - die Entwicklung der Preise hängt von vielen Faktoren ab. Um welche es sich handelt, zeigen wir hier.

Veröffentlicht: Oktober 2020

Von der Zusammensetzung des Werkstoffs bis hin zur bestellten Menge und den aktuellen Börsenpreisen der einzelnen Legierungen. Stahlpreise ändern sich tagtäglich. Insgesamt acht Faktoren sind bei der Berechnung zu berücksichtigen.

Faktoren der Stahlpreisberechnung

1. Werkstoff und Legierung

Für den Stahlpreis spielen vor allem die Zusammensetzung des Werkstoffs durch die Legierungselemente eine Rolle.

Stahl ist in jeder Ausprägung zunächst eine Eisen-Kohlenstoff-Legierung, die neben den beiden Elementen weitere Legierungen enthalten kann. Die Legierungen geben dem Stahl bestimmte Eigenschaften.

Je nachdem in welcher Menge eine bestimmte Legierung enthalten ist, beeinflusst das den Gesamtpreis des Werkstoffs. Die Grundpreise für die Legierungselemente werden an der Börse gehandelt. Einen festen Richtwert für den Preis pro Tonne Stahl kann es daher nicht geben.


2. Herstellform und -verfahren

Es gibt zwei wesentliche Verfahren für die Herstellung von Rohstahl. Die Gewinnung des Werkstoffs kann sowohl aus Eisenerz als aus Schrott erfolgen. Besonders beeinflusst die Herstellung (Erschmelzung) den Preis, da hierfür sehr viel Energie in Form von Strom nötig ist.

Neben der Zusammensetzung des Werkstoffs hat die Form des Materials (z.B. Rund, Flach, Vierkant, Sechskant, Blech, Rohr, Winkel) eine direkte Auswirkung auf den Materialpreis.

Darüber hinaus beeinflusst die Oberfläche des Materials den Stahlpreis. Beispiele hierfür sind gewalzt, gezogen, geschliffen.

Auch zusätzliche Wärmebehandlungsverfahren (z.B. Glühen, Vergüten, Härten) beeinflussen den Materialpreis.


3. Angebot und Nachfrage (Verfügbarkeit)

Eine weitere wichtige Rolle für den Markt und die Stahlpreisentwicklung spielen Angebot und Nachfrage. Wie jeder andere Rohstoffmarkt gilt für Stahl - je höher die Nachfrage, desto geringer das Angebot und desto teurer der Einkauf. Genauso umgekehrt: Je niedriger die Nachfrage, desto größer das Angebot und desto geringer der Preis.


4. Wiederbeschaffung und Kundenumsatz

Wer regelmäßig bei demselben Händler oder Produzenten einkauft, spart in der Regel Geld durch bessere Einkaufskonditionen z.B. durch Bündelungseffekte und reduzierte Logistikkosten.

Und: Es lohnt sich nicht nur im Hinblick auf den Preis, Dienstleistern und Lieferanten treu zu bleiben. Ein weiterer Aspekt ist das Thema Service: Mit der Zeit kennt der Dienstleister die Anforderungen und Abstände, in denen der treue Kunde Materialien benötigt. Er kann diese dann nach Bedarf vorhalten. Das senkt die ebenfalls die Kosten, da Aufträge dadurch besser planbar sind.

Als Systempartner bietet Günther + Schramm neben zuverlässiger Lieferung und Bevorratung der Materialien bis zum Bedarf auch verschiedenste Anarbeitungsleistungen.


5. Handelslänge oder Fixlänge bzw. weitere Bearbeitung

Werkseitiger Stahleinkauf in großen Mengen erfolgt durch Großhändler oder Großverbraucher, die die Ware im eigenen Unternehmen weiterverarbeiten möchten.

Zusätzlich zu produktionsüblichen Handelslängen bieten viele Großhändler auch die Bearbeitung der entsprechenden Materialien an.

Services wie Sägen, Entgraten, Anfasen, Zentrieren, o.ä. werden entweder als eigene Kondition ausgewiesen oder anteilig in den Materialpreis eingerechnet.


6. Bedarfsmenge pro Position und Gesamtauftrag

Die logische Schlussfolgerung für Großbestellungen lautet geringere Preise auf den Gesamtauftrag. Unternehmen mit kleinteiligen Bestellungen zahlen pro Position einen höheren Preis. Der Grund dafür ist der höhere Aufwand fürs Handling, der stärker ins Gewicht fällt.


7. Aufwand für Handling, Verpackung und Transport

Kundenseitige Vorgaben an Handling (beispielsweise ohne Magnete), Verpackung (Verpackungsaufwand und Kosten für Verpackungsmittel) sowie Transport (u.a. Platzbedarf) haben einen Preisunterschied zur Folge.


8. Strategische Gründe

Einen deutlichen Kostenunterschied können beim Einkauf strategische Gründe machen. Dazu gehören aufseiten des Verkäufers beispielsweise Aspekte wie Bestandsabbau oder neue Produkte.

All diese Faktoren kann der Richtwert aus den Börsenpreisen - sei es in Euro oder Dollar - nicht abbilden. Daher variieren die Preise für Stahl weltweit und innerhalb eines Jahres stark.

Wie hat sich der Stahlpreis 2018, 2019 und 2020 entwickelt?

Die Wende am Stahlpreismarkt ist seit Jahren ein wiederkehrendes Thema. Ein wesentlicher Treiber ist die Automobilindustrie. So wurden in 2017 über 5,5 Mio. Pkw in Deutschland produziert. 2018 waren es dann nur noch etwas mehr als 5 Mio. und in 2019 reduzierte sich die Anzahl produzierter Pkw weiter auf 4,7 Mio. Stück. Fast eine Million weniger produzierter Pkw bzw. ein Rückgang von 2017 zu 2019 um über 15 % hat natürlich einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Stahlnachfrage. Dabei ist die Stahlindustrie von den Autoherstellern abhängig: Mehr als ein Viertel des deutschen Stahlbedarfs entsteht in der wichtigsten Industriebranche des Landes, weitere elf Prozent gehen in den Maschinenbau. Auch im Maschinenbau geht die Nachfrage nach Stahl zurück. Der Rest verteilt sich auf die folgenden Sektoren: Bau (35 Prozent), Metallwaren (12 Prozent), Rohre (9 Prozent), Haushaltswaren (2 Prozent) und Sonstige (5 Prozent) auf.

Insgesamt schrumpfen die Auftragsvolumina in Europa und Deutschland. Gleichzeitig steigen die Kosten für Eisenerz, den wichtigsten Rohstoff für die Stahlproduktion. Zusammen mit dem ohnehin großen Überangebot auf dem globalen Stahlmarkt entsteht für die hiesigen Hersteller eine gefährliche Mischung. Diese Tendenzen beschreibt das Handelsblatt in einem Artikel aus dem Jahr 2019.

Einen Überblick über die Entwicklung des Stahlpreises von 2005 bist 2019 gibt statista.de.

Wie hat sich die Corona-Krise auf den Stahlpreis ausgewirkt?

Die Corona-Krise hat auf die Entwicklung der Stahlpreise vermehrt Einfluss genommen. So ging im 1. Halbjahr die weltweite Stahlproduktion um 4,9 Prozent auf 879 Millionen Tonnen zurück. Dieser Rückgang war auf COVID-19 und den darauf folgenden weltweiten Lockdown zurückzuführen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Stahlproduktion musste in den meisten Regionen nicht eingestellt werden. Dennoch hat der Nachfragerückgang in vielen Ländern zum Stillstand der Anlagen für die Rohstahlproduktion geführt. Die Folge sind weiter sinkende Stahlpreise.

Wie sich die Krise langfristig auf die Branche auswirken wird, ist unklar.

Es sind noch Fragen offen und Sie suchen einen zuverlässigen Dienstleister, der Ihnen Stahl und andere Werkstoffe fertig ins Werk liefert? Günther + Schramm hilft Ihnen gerne weiter.

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