Einfluss der Legierungselemente im Stahl auf die Materialeigenschaft

Stahl ist ein wahrer Allrounder und findet Verwendung in unzähligen Einsatzbereichen, wie beispielsweise der Automobilindustrie, Architektur, Eisenbahnschienen oder sogar Küchenutensilien. Abhängig vom Anwendungsfeld muss Stahl mit unterschiedlichen Legierungselementen legiert sein, um die entsprechenden Anforderungen zu decken. Zudem können unerwünschte Begleitelemente die Attribute des Materials negativ beeinflussen. Dementsprechend ist bei der Arbeit mit Stahl ein ausgeprägtes Know-how nötig, um die passende Eigenschaft zu garantieren.

Veröffentlicht: Oktober 2022

Unterschiede der Legierungselemente im Stahl

Obwohl Stähle grundsätzlich eine Eisenlegierung mit einer geringen Menge an Kohlenstoff aufweisen, zählen sie offiziell zunächst als unlegiert. Erst wenn ein zusätzliches Legierungselement hinzugefügt wird, spricht man von legierten Stählen. Diese lassen sich wiederum in niedriglegierte und hochlegierte Stähle unterteilen. Das ist abhängig davon, ob der Anteil von mindestens einem Legierungselement mehr als 5% des Gesamtmaterials ausmacht oder nicht. Ob Korrosionsbeständigkeit oder verstärkte Festigkeit – der Nutzen der verschiedenen Legierungselemente ist dabei stark von den Anforderungen des Einsatzgebiets abhängig. Im Bereich der Atomkernenergie eignet sich beispielsweise eine Bor-Legierung, da das Legierungselement die Härte des Stahls erhöht und besonders gut darin ist, Neutronen aufzunehmen. Bei Anwendungen mit starkem Korrosionsrisiko eignet sich eine Titan-Legierung, um den Stahl korrosionsbeständiger zu machen. 

 
Wirkung unerwünschter Begleitelemente im Stahl

Neben erwünschten Elementen, wie Chrom, Molybdän oder Nickel, gibt es auch unerwünschte, die sich nachteilig auf die Eigenschaften auswirken, wie zum Beispiel Phosphor. Um der Schädigung entgegenzuwirken, sollte der Anteil dieser Legierungselemente so niedrig wie möglich gehalten werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Reaktion mit anderen Legierungselementen für einen bestimmten Anwendungszweck. Zum Beispiel bindet Mangan Schwefel, sodass sich Mangansulfat bildet, das die Zerspanbarkeit verbessert. Für den Maschinenbau ist dieses Attribut besonders wertvoll in Anwendungen der spanenden Bearbeitung, wie zum Beispiel bei der Fertigung von Zahnrädern. Denn das Einsparpotenzial in Bezug auf Werkzeugkosten, Maschinenlaufzeiten und Umrüstzeiten ist enorm. So enthält jede Zusammensetzung ihre eigenen Vorteile für die verschiedenen Anforderungen der Industrie.

Einen kurzen Überblick der bekanntesten Elemente und ihrer Auswirkungen auf die Stahleigenschaften geben die folgenden Auflistungen:

Liste der hilfreichen Elemente im Stahl

Einfluss von…

 Aluminium (Al)

+ erhöht die Langlebigkeit der Legierung

+ Desoxidierungsmittel

+ Denitrierungsmittel

+ verbessert Zunderbeständigkeit

Bor (B)

+ gewährt Neutronen-Absorption

+ erhöht Härte

+ erhöht Zerspanbarkeit

- senkt Schweißbarkeit

Cer (Ce)

+ Desoxidierungsmittel

+ Entschwefelungsmittel

+ bewirkt Zunderbeständigkeit

Blei (Pb)

+ verstärkt Zerspanbarkeit

+ verbessert die Oberflächenqualität

Silizium (Si)

+ Desoxidierungsmittel

+ verbessert Zunderbeständigkeit

+ erhöht Korrosionsbeständigkeit (bei hohen Mengen)

- senkt Verformbarkeit (bei hohen Mengen)

Titan (Ti)

+ Karbidbildner

+ Desoxidierungsmittel

+ Denitrierungsmittel

+ bindet Schwefel

- kann zu Entmischung führen

Zirkon (Zr)

+ Karbidbildner

+ Desoxidierungsmittel

+ Denitrierungsmittel

+ Entschwefelungsmittel

+ Schutz vor Rotbruch

+ verstärkt Langlebigkeit von Heizleiterlegierungen

Liste der schädlichen Elemente im Stahl

Einfluss von…

Wasserstoff (H)

- führt zu Versprödung

- kann Flockenbildung und Entkohlung hervorrufen

Sauerstoff (O)

- senkt Kerbschlagzähigkeit

- führt zu Versprödung

- fördert Rotbruch

- kann Faser- und Schieferbrüche hervorrufen

Liste der Elemente mit schädlichen und hilfreichen Eigenschaften

Einfluss von…

Chrom (Cr)

+ Karbidbildner

+ verringert kritische Abkühlungsgeschwindigkeit

+ stabilisiert Austenit

- senkt Wärme- und elektrische Leitfähigkeit

- Schweißbarkeit nimmt bei reinen Chrom-Stählen ab

Molybdän

+ Härtbarkeit

+ Zugfestigkeit

+ Schweißbarkeit

- Schmiedbarkeit

- Dehnbarkeit

Kohlenstoff (C)

+ Festigkeit

+ Härtbarkeit

- verringert Schweiß- und Schmiedbarkeit

- führt zu Bruchdehnung

Kupfer (Cu)

+ verstärkt Härte

+ erhöht Resistenz gegen Schwefel- und Salzsäure

- senkt Korrosionsresistenz

- verringert Warmverformbarkeit

Beryllium (Be)

+ höhere Ausscheidungshärte

+ Deoxidierungsmittel

- reduzierte Zähigkeit

Stickstoff (N)

+ verstärkt Härte

+ erhöht die Streckgrenze austenitischer Stähle

- senkt Zähigkeit

- führt zu Versprödung

- kann Kornzerfall hervorrufen

Schwefel (S)

+ höhere Zerspanbarkeit

- bewirkt Entmischung

- verstärkt die Neigung zu Schweißrissen

- kann in Reaktion mit Eisen Rotbruch hervorrufen

- kann zu Duktilität führen

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