Eine wichtige Stahlpreis-Komponente

Der Legierungszuschlag am Beispiel von rostfreiem Edelstahl

Der Begriff Legierungszuschlag begegnet uns oft. Gerade bei den rostfreien Stahlprodukten (Werkstoffnummern 1.4…) kann dieser einen erheblichen Teil der Kosten ausmachen. Fälschlicherweise wird er oftmals als willkürlicher Zuschlag interpretiert, dabei soll der Legierungszuschlag die schwankenden Rohstoffpreise regulieren.

Veröffentlicht: Juni 2021

Die Preiskomponenten für Stahlprodukte

Der Preis für Stahlprodukte errechnet sich aus drei Komponenten: dem Grundpreis, dem Schrottzuschlag und dem Legierungszuschlag.

Grundpreis

Der Grundpreis resultiert aus den Lohnkosten, Maschinenkosten, Energiekosten und den Markttrends. Diese Kosten sind meist über einen längeren Zeitraum (3-6 Monate) relativ konstant. Der Grundpreis wird unabhängig vom Legierungszuschlag verhandelt.

Legierungszuschlag

Zur Herstellung von rostfreiem Edelstahl benötigen die Stahlwerke verschiedene Rohstoffe. Um dem Stahl seine besonderen Eigenschaften zu verleihen, wird der Hauptbestandteil Eisen mit anderen Rohstoffen vermischt. Das wird als sogenannte Schmelze definiert. Diese wird zu Zwecken der Rückverfolgbarkeit mit einer Chargennummer versehen. Die dabei verwendeten Legierungselemente, wie zum Beispiel Nickel, Chrom oder Molybdän sind ein wichtiger Bestandteil der Gesamtproduktionskosten. Aufgrund der dynamischen Weltwirtschaft können die Preise dieser Rohstoffe stark variieren. Deshalb benötigt man einen Zuschlag, der diese Kosten bei der Preisfindung berücksichtigt – den sogenannten Legierungszuschlag.

Der Legierungszuschlag wird vom Hersteller selbst (meist in den letzten Tagen des Monats) für den Folgemonat festgelegt und ist dann für diesen Monat gültig. Dieser Zuschlag gilt immer am Tag der Lieferung und nicht am Bestelltag.

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Schrottzuschlag

Bei den rostfreien Produkten ist der Schrottzuschlag im Legierungszuschlag enthalten und wird nicht separat ausgewiesen.

Der Legierungszuschlag beschreibt den aktuellen Wert / Zeitwert der Materialkosten.
 

 

Berechnung des Legierungszuschlags

Da die Hersteller ihre Berechnungsformel nicht veröffentlichen, ist auch nichts über die genaue Berechnung bekannt. Allerdings bestimmen folgende Faktoren die Berechnung:

Anteil der Legierungselemente

Je höher der jeweilige Anteil von z.B. Nickel, Chrom, Molybdän, Titan, Wolfram, Vanadium, Aluminium oder Kupfer, desto höher der Legierungszuschlag.

Schrottzuschlag

Analog zu allen anderen Stahlgüten wird für die Produktion von rostfreiem Edelstahl Eisen bzw. Stahlschrott benötigt. Veränderungen bei diesem Zuschlag sind vor allem nachfragebegründet. Der Schrottzuschlag ist bei den rostfreien Stählen im Legierungszuschlag mit integriert.

Chrompreis

Neben dem Stahlschrott ist Chrom der wichtigste Bestandteil zur Herstellung von rostfreien Stählen. Dieser wird für alle Werkstoffe, auch für die niedriglegierten mit 10 Prozent und mehr benötigt. Chrom wird im Bergbau gewonnen. Die Preisschwankungen obliegen der jeweiligen Angebots- und Nachfragesituation. Der Chrompreis wird quartalsweise von den Minenbesitzern erhoben bzw. mit Ihnen verhandelt.

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London Metal Exchange (LME)

Ein Großteil der Legierungselemente wird an der London Metal Exchange (kurz LME) gehandelt. Je nach Werkstoff sind hier vor allem Nickel, Molybdän und Kupfer entscheidend. Die Kursschwankungen obliegen zum Teil dem Angebots- und Nachfrageverhältnis für den Rohstoff. Meist sind diese aber eher durch Spekulationen verursacht.

Wechselkursschwankungen

Da die Legierungen an der Metallbörse in Dollar gehandelt werden, erfolgt auch eine Umrechnung in die jeweilige Zielwährung. Dadurch kann der Währungskurs die Höhe des Legierungszuschlags beeinflussen.

Produktionsspezifische Zuschläge

Der Legierungszuschlag kann höher sein, wenn das Material bestimmte Produktionsschritte durchlaufen muss. Beispielsweise erfordern kaltgezogene Profile mehr spezifische Produktionsschritte als warmgewalzte Rundstäbe. Um eine besondere Beschaffenheit zu erreichen, muss der Rundstahl bearbeitet (z.B. gezogen oder geschliffen) werden. Bei dieser Materialtransformation entstehen Abfälle. Somit enthält das Endprodukt weniger Gewicht als ursprünglich eingesetzt wurde. Dieser Verlust schlägt sich unter anderem in einem höheren Legierungszuschlag nieder.

Individuelle Berechnungsformel der Hersteller

Jeder Stahlhersteller benutzt seine eigenen Parameter in seiner Formel und somit kann der Legierungszuschlag zwischen zwei Herstellern unterschiedlich sein. Das Kartellamt verbietet Preisabsprachen zwischen den Herstellern, um den Wettbewerb aufrecht zu erhalten. Erfahrungsgemäß sind die Preisunterschiede zwischen den Herstellern eher gering.

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