Belastung nicht nur für Stahlunternehmen: Drastische Erhöhung der Lkw-Maut

Seit dem 1. Dezember 2023 wurde die Lkw-Maut drastisch erhöht. Grund dafür ist der sogenannte CO₂-Aufschlag. Insbesondere für kleine und mittelständische Transportunternehmen stellt das eine enorme zusätzliche Belastung und wirtschaftliche Herausforderung dar. Die Mehrkosten müssen auf die Kunden umgelegt werden, damit ihre Geschäfte profitabel bleiben. Das wiederum hat nicht nur Auswirkungen auf die Stahlindustrie, sondern auf alle – von der Chemie- über die Lebensmittel- bis zur Konsumgüterindustrie. Und so werden die Preiserhöhungen am Ende des Tages auch für den privaten Endverbraucher im Supermarkt spürbar.

Mauterhöhung in nie dagewesenem Ausmaß

In der Geschichte der Maut hat es eine derartige Erhöhung noch nie gegeben. Experten sprechen daher von einer regelrechten Maut-Explosion. Die seit 2005 bisher geltende Maut wird durch eine CO₂-Abgabe von 200 € je Tonne CO₂ ergänzt. Dadurch verdoppeln sich die Maut-Gebühren nahezu. Da Euro-5- und Euro-6-Lkw den größten Teil in Deutschland ausmachen, soll zur Veranschaulichung ein Beispiel eines Euro-6-Lkw mit fünf Achsen und zulässigem Gesamtgewicht über 18 Tonnen dienen: Der aktuelle Mautsatz für einen solchen Lkw liegt bei 19 Cent/km. Hinzu kommt seit Dezember 2023 ein CO₂-Aufschlag von 15,8 Cent/km, sodass der Gesamtbetrag bei 34,8 Cent/km liegt. Das entspricht einer Steigerung von 83,2 Prozent. 

Bereits jetzt machen die Mautgebühren in Deutschland zehn Prozent der variablen Fahrzeugkosten und damit auch der gesamten Transportkosten aus. Kommt nun eine Hebung dieser Gebühren von durchschnittlich 70 Prozent hinzu, steigen die Transportkosten von 100 auf 107 Prozent an. Das wiederum hat zur Folge, dass allein durch die Mauterhöhung die Transportkosten um fünf bis zehn Prozent zunehmen werden. Hinzu kommen steigende Löhne und Energiekosten.

Erhöhte Kosten – weitreichende Konsequenzen für die Wirtschaft

Durch die somit in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale ist die Erhöhung der Mautgebühren als Inflationstreiber zu betrachten. Die Auswirkungen werden in der gesamten Wirtschaft zu spüren sein. Besonders kleine und mittelständische Transportunternehmen sind von der finanziellen Mehrbelastung betroffen. Bereits in den vergangenen Jahren mussten diese die Preise deutlich anheben.

Auch wenn alle Branchen und im Endeffekt auch der Endverbraucher von der Mauterhöhung betroffen sein werden, trifft es die Stahlbranche besonders. Hier gibt es ohnehin wenige spezialisierte Transportunternehmen. Sollte die Anzahl dieser aufgrund der Preissteigerungen nochmals schrumpfen, werden stahlverarbeitende Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL) hat die Kampagne „#mauteverest – so kommen wir nicht über den Berg“ im Netz gestartet und möchte die Öffentlichkeit so auf den CO₂-Aufschlag aufmerksam machen. Ziel ist es, den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, da die Mauterhöhung in dieser Form keine zukunftsorientierte Lösung ist. Grundsätzlich ist die gesamte Branche bereit, über konkrete und zukunftsorientierte Lösungen für den Lkw-Verkehr zu sprechen, jedoch will sie dabei nicht „über den Maut Everest geschickt werden“.

Idee gut, Umsetzung schlecht: Stahlunternehmen kommen zu kurz

Die Idee hinter der Erhöhung ist im Grunde keine schlechte, doch ihre Umsetzung ist nicht durchdacht. Die Bundesregierung zielt auf eine Veränderung im Lkw-Verkehr hin zu alternativen Antrieben und emissionsfreien Lkw. Tatsächlich ist ein E-Lkw derzeit jedoch rund 3,5-mal so teuer wie ein Diesel-Lkw. Hinzu kommt, dass es schon jetzt nicht genug Parkplätze gibt. Auch fehlen geeignete Mega-Charger. Daher können Lkw während einer Lenkzeitunterbrechung niemals ausreichend laden. Dementsprechend ist die Zahl der in Deutschland zugelassenen Lkw mit E-Antrieb mit 0,03 Prozent verschwindend gering. Hersteller sind de facto nicht in der Lage, solche Fahrzeuge in großer Stückzahl bereitzustellen.

 

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