Aluminium und Nachhaltigkeit: Klimakiller oder Werkstoff der Zukunft?

Aluminium ist in unserem Alltag allgegenwärtig – von der Getränkedose über Bau- und Autoteile bis hin zu elektronischen Geräten. Kein Wunder, denn das Metall punktet mit Eigenschaften wie Leichtigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Stabilität, die es zu einem idealen Werkstoff für vielfältige Anwendungen mit langer Lebensdauer machen.

Doch das Leichtmetall ist nicht unumstritten. 2 % der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen stammen aus dem Aluminiumsektor. Gleichzeitig spielt das Leichtmetall jedoch eine wichtige Rolle bei der Energiewende und der Umsetzung nachhaltiger Bauprojekte. In Windkraftanlagen kommt Aluminium ebenso zum Einsatz wie in Solarmodulen und im energieeffizienten Verkehr. In diesem Blogbeitrag gehen wir der Frage nach, ob die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten den hohen CO2-Ausstoß bei der Primärproduktion rechtfertigen. Dabei beleuchten wir alle wichtigen Aspekte rund um die Herstellung, das Recycling und die Verwendung des Leichtmetalls und klären, wie nachhaltig Aluminium wirklich ist.

Aus Bauxit wird Aluminium: Herstellung zu einem hohen Umweltpreis

An Aluminium mangelt es auf der Erde nicht, denn es ist das am häufigsten vorkommende Metall und das dritthäufigste Element in der Erdkruste. Aluminium wird aus Bauxit gewonnen, einem Erz mit einem von Natur aus hohen Gehalt an Aluminiumoxiden und -hydroxiden, das vor allem in Australien, Guinea und Brasilien abgebaut wird.

Beim sogenannten Bayer-Verfahren wird Bauxit zu Aluminiumoxid verarbeitet und anschließend durch die Schmelzflusselektrolyse in Aluminium umgewandelt. Dieser Prozess benötigt große Mengen an Strom und Wasser, insbesondere wenn fossile Energieträger eingesetzt werden. Mit bis zu 15.700 kWh elektrischer Energie  und bis zu 15 Tonnen CO2 pro Tonne Aluminium ist die Primärproduktion von Aluminium eine der energieintensivsten Metallproduktionen. Dabei entsteht fast elf Mal so viel Treibhausgas wie beispielsweise bei der Produktion einer Tonne Rohstahl, auf die 1,37 Tonnen CO2 entfallen.

Darüber hinaus hat die Förderung von Bauxit ökologische Folgen. Da der Rohstoff häufig oberflächennah vorkommt, ist der Abbau zwar relativ einfach, aber mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt verbunden. Vor allem die lokale Flora und Fauna sowie die indigene Bevölkerung sind von der Zerstörung der Lebensräume durch den Bauxitabbau betroffen. Daher ist es wichtig, dass bereits vor der Erschließung einer neuen Bauxitmine die spätere Rekultivierung des Gebietes geplant wird.

Schrott ist hot: Chancen und Grenzen des Aluminiumrecyclings

Eine nachhaltige Alternative zu Primäraluminium besteht darin, Aluminiumschrott zu recyceln. Aluminium kann zu fast 100 % wiederverwertet werden, wobei im Vergleich zur Neuproduktion nur etwa 5 % der Energie und 10 % der CO2-Emissionen  benötigt werden. Gebrauchte Aluminiumprodukte wie Getränkedosen oder Bauelemente werden gesammelt, gereinigt und eingeschmolzen. Dabei behält Aluminium seine Materialeigenschaften und kann ohne Qualitätsverlust immer wieder recycelt werden. Weltweit werden jährlich noch rund 75 % des seit den 1880er Jahren produzierten Aluminiums verwendet, was dessen Potenzial für eine echte Kreislaufwirtschaft unterstreicht.

Problematisch für das Recycling ist jedoch, dass Aluminium selten in reiner Form verwendet wird. Je nach Einsatzgebiet ist Aluminium mit anderen Metallen legiert. Diese Legierungen lassen sich nicht mehr voneinander trennen. Im Gegenteil: Beim Einschmelzen werden in der Regel verschiedene Legierungen miteinander vermischt. Dies kann beim Recycling zu Qualitätsverlusten führen. Verunreinigtes Aluminium behält seine Vielfalt, wenn es mit reinem Aluminium verdünnt wird, oder ist nur noch für weniger anspruchsvolle Anwendungen geeignet.

So vielversprechend die Kreislaufwirtschaft von Aluminium auch ist, auf den weiteren Abbau von Bauxit und die Produktion von Primäraluminium kann nicht verzichtet werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach Aluminium bis 2050 um 80 % steigen wird. Dieser Bedarf kann nicht allein durch das bereits im Umlauf befindliche Aluminium gedeckt werden.

Baustein einer nachhaltigen Zukunft: Wie Aluminium die Energiewende unterstützt

Die steigende Nachfrage nach Aluminium ist vor allem darauf zurückzuführen, dass das Metall in vielen nachhaltigen Projekten eine zentrale Rolle spielt.

  • Nachhaltige Transportmittel: Das mit Abstand größte Einsatzgebiet ist der Verkehrssektor. Schon heute werden beispielsweise in jedem Auto durchschnittlich 150 kg Aluminium verbaut. Als Schlüsselwerkstoff für den Übergang zu einer ressourcenschonenden Wirtschaft wird Aluminium in Zukunft noch stärker in Automobilen, Flugzeugen und bei der Herstellung von Zügen eingesetzt werden. Das Leichtmetall reduziert das Gesamtgewicht der Verkehrsmittel. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung der Treibstoffeffizienz, was wiederum den CO₂-Ausstoß verringert. So kann Aluminium unter anderem die Reichweite von Elektrofahrzeugen erhöhen.
  • Bauwerke: Im Bauwesen und in der Architektur wird Aluminium zunehmend für die Gestaltung energieeffizienter Gebäude eingesetzt. Dank seiner Korrosionsbeständigkeit und Langlebigkeit eignet sich Aluminium ideal für Fassaden und Tragwerke. Zudem können die hervorragenden thermischen Eigenschaften des Aluminiums den Energieverbrauch von Gebäuden deutlich senken, indem es die Wärmedämmung unterstützt. Ein Paradebeispiel ist "The Edge" in Amsterdam, eines der nachhaltigsten Bürogebäude der Welt, dessen Aluminiumkomponenten zur Verbesserung der Energieeffizienz beitragen.
  • Verpackungen: Dank seiner 100-prozentigen Recyclingrate zeigt Aluminium auch im Verpackungsbereich seine nachhaltigen Vorteile. In Zeiten, in denen die ressourcenschonende und umweltfreundliche Verpackung von Gütern immer wichtiger wird, bietet Aluminium ein vielfältiges Einsatzpotenzial.

Vom Klimasünder zum Umweltheld: Aluminiumindustrie auf dem Weg zur Netto-Null

Damit die Emissionen nicht proportional zur Nachfrage nach Aluminium ansteigen, gibt es bereits einige Ansätze zur Verbesserung der Nachhaltigkeit:

  • Technologische Fortschritte bei der Primärproduktion: Moderne Aluminiumhütten sind 2024 bereits deutlich effizienter als noch vor 30 Jahren, und der Einsatz erneuerbarer Energien wie Wasserkraft und Solarenergie nimmt zu. Neue Verfahren wie die ELYSIS™-Technologie könnten es in Zukunft sogar ermöglichen, Aluminium ohne direkte CO₂-Emissionen zu produzieren und stattdessen Sauerstoff als Nebenprodukt freizusetzen.
  • Höhere Recyclingquote: Derzeit liegt sie weltweit nur bei 30 bis 40 Prozent. Recyclingfreundlichere Produktdesigns, die beispielsweise Aluminium in Reinform verwenden, würden sich ebenso positiv auswirken wie neue Methoden zur Trennung und Sortierung von Legierungen. Es wird davon ausgegangen, dass 54 % des erwarteten Aluminiumbedarfs im Jahr 2050 durch Sekundäraluminium gedeckt werden könnten. Vor dem Hintergrund, dass 90% der Emissionen der Aluminiumindustrie aus der Produktion von Primäraluminium stammen, bergen solche Innovationen ein enormes Nachhaltigkeitspotenzial.
  • Längerer Lebenszyklus von Aluminiumprodukten: Gleichzeitig erscheint es sinnvoll, einen stärkeren Fokus auf die Verlängerung des Lebenszyklus von Aluminiumprodukten zu legen, um den Materialeinsatz in der Produktion zu reduzieren.

Langfristig verfolgt die Aluminiumindustrie ambitionierte Nachhaltigkeitsziele. Viele Unternehmen haben sich verpflichtet, ihre Umweltauswirkungen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Dafür ist es jedoch wichtig, bereits 2024 aktiv zu werden. Denn der Weg dorthin führt über kontinuierliche Forschung, internationale Kooperationen und die Umsetzung strengerer Umweltstandards und regulatorischer Vorgaben, wie z.B. der „Green Deal“-Maßnahmen der Europäischen Union.

Fazit

Aluminium ist ein vielversprechender Werkstoff für eine nachhaltige Zukunft. Der Erforschung von Lösungsansätzen für eine energieärmere Produktion kommt darum eine wichtige Rolle zu. Bis diese spruchreif sind, liegt ein wesentlicher Teil der Verantwortung auch bei den Unternehmen selbst. Viele Aluminiumproduzenten haben bereits Nachhaltigkeitsinitiativen umgesetzt, um ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren. Dazu gehören der Einsatz erneuerbarer Energien in der Produktion, verbesserte Recyclingverfahren sowie Bemühungen, die Umweltauswirkungen des Bauxitabbaus zu minimieren und die Rechte der betroffenen Gemeinden zu schützen.

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